Shorty hat geschrieben: ↑22. Nov 2018, 10:38
Danke Euch Allen für Euer Mitgefühl.
Der Verstand sagt ......es ist gut wie es ist.
Das Herz......weint.
Kenne mich zur Zeit selbst nicht.
Stand immer mit beiden Beinen im Leben. Mich hat nichts umgeworfen. Und nun ?
Fühl Dich mal ganz lieb gedrückt!
Ich glaube, dass dieses Gefühl - vom Leben einfach umgeworfen zu werden - wohl jeden von uns in unserem Alter trifft.
Im Leben gibt es Zeiten, in denen wir merken, dass wir nicht mehr die Elastizität haben, die wir gerne hätten.
Es klingt vielleicht ziemlich abgedroschen doch wir werden alle nicht jünger, unsere Lebenserfahrung hat uns gelehrt, dass immer wenn wir unser Leben planen und in die Hand nehmen wollen, das Schicksal sich den Bauch hält und vor lauter Lachen vom Stuhl fällt.
Unser Herz wird sensibler, viele Dinge gehen uns näher, unsere inneren Staudämme werden maroder, das Wasser dringt viel schneller und viel öfter durch die feinen Risse in unseren Seelen.
Es hilft vielleicht nicht viel wenn ich Dir schreibe, dass es nicht nur Dir so geht, dass Du nicht alleine da stehst mit dem Gefühl der Schwäche, dem Gefühl keine Power mehr zu haben, dem Gefühl, dass einem aller Mut abhanden gekommen ist.
In Situationen, in denen wir früher die Ärmel hochgekrempelt haben und uns den Problemen gestellt haben, ist es heute oftmals ein Problem überhaupt die Ärmel hochzukrempeln, geschweige denn sich dem Problem zu stellen.
Meine Power war vor ein paar Jahren weg.... einfach futsch... - mit 50 habe ich ein Haus restauriert, mit eigenen Händen Tag und Nacht, ein Unternehmen geführt, einen kranken Lebensgefährten gepflegt, manchmal nur 3 oder 4 Stunden geschlafen... NA UND... kein Thema, ich habe rosa Boxhandschuhe getragen... jetzt komme ich, was kostet die Welt.
Wenn ich jetzt - 10 Jahre später - darüber nachdenke, wenn ich nur 3 oder 4 Jahre zurückdenke, erscheint mit das unmöglich - ja fast wie in einem anderen Film. Da gab es Tage, in denen wäre ich am liebsten im Bett geblieben, weil ich einfach nicht wusste, wo und wie ich anfangen sollte.
Im Unternehmen lief es nicht rund, Mutter krank, der beste Freund im Hospiz, mein Mann hatte auch immer wieder Rückschläge, Familienprobleme und Streitigkeiten... - so viel und immer alles auf meinem Rücken und keine Power um irgendetwas davon anzupacken.
Und jeden Morgen die Frage - Lisa, wo ist Deine Power hin?
Ich weiss nicht wie oft ich versucht habe etwas zu unternehmen um wieder stark und mutig zu werden - irgendwie hat das alles nix gebracht.
Gedanken darüber, dass ich jetzt für den Rest meines Lebens so ein schlaffes Menschlein bleiben soll, haben mit oft den Mut genommen.
Und dann - nicht von einem Tag auf den anderen - eher schleichend, aber kontinuierlich ging es wieder aufwärts.
Kraft und Stärke kehrten zurück, die Freude kehrte zurück und meine Power ist auch wieder da.
Nicht so wie früher - hoppla was kostet die Welt...., meine rosa Boxhandschuhe habe ich an den Nagel gehängt, die brauche ich auch nicht mehr.
Ich will jetzt nicht über die Wechseljahre lamentieren, doch ich glaube das diese Zeit wirklich ein Wendepunkt sind mit dem wir alten Weiber klar kommen müssen. Mein Mann hat mal gesagt, Du kommst mir vor wie Pubertät rückwärts... - ich glaube das ist was dran.
Liebe Marlis, ich glaube ganz fest, dass auch Du in Dir all diese Kräfte noch hast, auch wenn es Dir im Augenblick schwer fällt, Dich daran zu erinnern.
Du hast in der letzten Zeit viel durchgemacht, dass muss - egal wie viel Power man auch hat - man erst einmal bewältigen und wegstecken.
Ich habe gelernt mir - ganz egoistisch - die Zeit zu nehmen, die ich brauche um mir Raum zu geben mich zu entwickeln.
Nimm Dir selbst auch die Zeit, nimm sie nicht nur, schenke sie Dir auch. Lass Dir Raum zu trauern, lass Dir Raum zu erkennen, dass Du keine 20, 30 oder 40 mehr bist und nimm es an. Du darfst sauer auf Dich sein, weil Deine Power nachlässt, aber gleichzeitig sei Dir so wichtig zu erkennen, dass es auch anderes gibt, Zufriedenheit, das kleine Glück steckt immer in jedem Tag selbst wenn er noch so hart war.
Als es meinem Mann ganz dreckig ging, als wir wirklich dachten - so das war's, hat uns eine ganz liebe Ärztin geraten trotz allem uns jedesmal wenn wir uns abends verabschiedet haben und ich heimfuhr, als letztes 3 Dinge zu erzählen, die schön waren an dem Tag.
Manchmal mussten wir suchen und trotzdem es gab jeden Tag etwas schönes.
Wir machen das heute auch noch - sich jeden Abend 3 Dinge vor Augen halten, die schön waren.
Es hilft, jeden Tag ein bisschen Kraft zu finden!